Auf der Vertreterversammlung des Niedersächsischen Altphilologenverbandes am 16. Januar 2015 ist ein neuer Vorstand gewählt worden. Der NAV gratuliert herzlich Stefan Gieseke zur Wahl zum neuen 1. Vorsitzenden sowie Anna Charlotte Vehling und Katja Sommer zum stellvertretenden Vorsitz.
Wiebke Potthast (Schriftführung), Bernhard Breuing (Kassenwart), Sören Conrad (Redaktion "Mitteilungen") und Edgar Barwig (Wettbewerbe) wurden jeweils in ihren Ämtern bestätigt. StD Burghard Gieseler, LRSD Dr. Christian Stock und OStR Dr. Martin Biastoch kandidierten nicht erneut für ein Vorstandsamt.
Mit der Niederlegung des Vorsitzes durch Burghard Gieseler geht eine 19-jährige Erfolgsgeschichte ehrenamtlicher Tätigkeit im NAV-Vorstand zu Ende. Gieseler hatte zunächst unter dem damaligen Vorsitzenden, Dr. Walter Jarecki das Amt des Kassenwarts übernommen, um dann für 11 Jahre selbst dem Fachverband vorzustehen. In dieser Zeit entwickelte sich der NAV nicht nur zu einem der mitgliederstärksten Landesverbände im DAV; auch der niedersächsische Altsprachenwettbewerb "Rerum Antiquarum Certamen" konnte unter seiner Ägide zu einer bedeutenden Institution der Begabtenförderung entwickelt werden. Burghard Gieselers bildungspolitischer Einsatz für die Alten Sprachen richtete sich stets vehement gegen jede Form der inhaltlichen Entleerung der Fächer und auf eine Betonung des humanistischen Bildungsbegriffs.
Das neue Vorstandsteam stellt sich vor:
Stefan Gieseke (1. Vorsitzender):
"Seit 14 Jahren bin ich in Hannover am Kaiser-Wilhelm- und Ratsgymnasium als Latein- und Griechischlehrer tätig, fast ebenso lange betreue ich im NAV den Bezirk Hannover. So ist mit seit vielen Jahren durch die Vertreterversammlungen und die Landestage die Arbeit des Vorstandes bewusst und bekannt, jedoch habe ich bisher noch keine Amt im Landesvorstand bekleidet. Durch Mitarbeit in Kommissionen zur Erstellung der Kerncurricula und der zentralen Abiturarbeiten sowie bei der Konzeption des Griechisch-Unterrichtsmaterials des NAV und in der SPRINT-Ausbildung für Latein habe ich immer wieder dazu beigetragen, die Inhalte und Rahmenbedingungen des altsprachlichen Unterrichts unter den jeweils aktuellen politischen Vorgaben zu gestalten.
Als Fachleiter am Studienseminar Hannover II sind mir sowohl die didaktische Entwicklung in den altsprachlichen Fächern als auch die unterrichtliche Realität an unterschiedlichen Schulen vor Augen. In eigenem Unterricht bleibt bei den aktuellen Referendarszahlen meist nur eine Lerngruppe pro Fach, wobei hier mein Unterrichtsschwerpunkt in den letzten Jahren in der Oberstufe und dem grundständigen Latein lag.
Grundsätzlich möchte ich es mir zur Aufgabe machen, die Fächer Latein und Griechisch in ähnlicher Form wie bisher in der Politik und Behörde dem Gewicht des Verbandes entsprechend in ihren Interessen und Anliegen zu vertreten. Diese Interessen sind einerseits die klassischen (grundständiges Latein, differenzierte Latina, Fortbildungsangebote), aber auch neue Aspekte, die sich auf die Breitenwirkung der Fächer und ihre gesellschaftliche Akzeptanz beziehen. Die alten Sprachen müssen durch gezielte Werbemaßnahmen wieder mehr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit treten, Fachgruppen benötigen argumentative Unterstützung für die eigene Arbeit in der Schule, und auch die Stellung von Latein im Gymnasium mit großer Konkurrenz in der zweiten Fremdsprache stellt große Herausforderungen dar und lässt die Rolle von Latein als 3. Fremdsprache in den Blick treten. Gleiches gilt für einen Ausbau von Latein an Gesamt- und Oberschulen.
In der Fachdidaktik ist der Blick auf Erfolgsorientierung und ein Könnensbewusstsein bei den Schülern zu lenken, ohne die die Fächer legitimierenden Ansprüche aufzugeben. In maßvoller Weise sollten fachdidaktische Erkenntnisse und Konzepte auch in die fachlichen Vorgaben einfließen."
Anna Charlotte Vehling (stellv. Vorsitzende):
"Meine Liebe zu den alten Sprachen wurde bereits in meiner Schulzeit mit dem Besuch des Kaiser Wilhelm- und Ratsgymnasiums in Hannover entfacht. Nach der Schule entschloss ich mich deshalb zu einem Studium der Fächer Latein, Spanisch, Deutsch und anfänglich auch Griechisch in Göttingen. Mein Examen absolvierte ich in Hamburg in den Fächern Latein und Spanisch.
Zum Referendariat kehrte ich dann 2011 nach Hannover zurück. Nach meinem Referendariat an der KGS Hemmingen und einer Feuerwehrstelle an der Käthe-Kollwitz-Schule und dem Gymnasium Isernhagen unterrichte ich nun seit 1 ½ Jahren an der Sophienschule in Hannover.
Obwohl ich seit meinem Studium Mitglied im NAV bin, war ich bisher ein eher passives Mitglied, habe aber dennoch von Landestagen und Fortbildungen profitiert. Da ich es aber für sehr wichtig halte, dass die alten Sprachen in der Landespolitik gut vertreten werden und die Position dieser bedeutenden Fächer in Niedersachsen gestärkt wird, plane ich nun, mich aktiv für die Interessen des NAV zu engagieren.
Durch meine Arbeit an Schulen, an denen Latein mit den neuen Fremdsprachen, vor allem Spanisch, konkurrieren muss, weiß ich, dass viele Fachgruppen immer mehr um ihre Schüler kämpfen müssen. Hierbei sollten sie durch verschiedene Maßnahmen (Herr Gieseke hat bereits einige davon in seiner Vorstellung erwähnt) Unterstützung vom NAV erhalten. Auch der negativen Haltung in der Öffentlichkeit gegenüber den alten Sprachen, die im Zuge von G8 und der Reduzierung von Unterrichtsinhalten noch zugenommen hat, muss entgegengetreten werden. So gilt es, das Image der Fächer und den großen Wert aufzupolieren. Im Falle einer Wahl werde ich mein Bestes für die alten Sprachen und deren Vertreter in Niedersachsen tun."
Katja Sommer (stellv. Vorsitzende):
Seit 2005 unterrichte ich Latein und Geschichte an der Helene-Lange-Schule in Hannover, wo ich auch einige Jahre im Schulpersonalrat tätig war und Obfrau des Niedersächsischen Philologenverbandes bin.
Während meiner Schulzeit am Wilhelm-Gymnasium in Braunschweig nahm ich an einem USA-Austausch teil. Dabei wurde mir erstmals bewusst, dass das Angebot humanistischer Bildung an weiterführenden Schulen keine Selbstverständlichkeit ist und man sich für den Erhalt dieses Angebots für zukünftige Schülergenerationen einsetzen muss.
Diesem Ziel gemäß habe ich mich u.a. in der Elternarbeit am KWR engagiert und beteilige mich an der Arbeit im Ehemaligenverein meiner alten Schule.
Entsprechend meinem Werdegang - Studium in Tübingen und Oxford, Mitarbeit an Forschungsprojekten an der Universität Tübingen sowie im Britischen Museum, Promotion und Unterrichten in Alter Geschichte - liegen die Schwerpunkte meiner inhaltlichen Ausrichtung im engen Kontakt zwischen Schule und Wissenschaft sowie im Bereich außerschulischer Lernorte (Museumsprogramme, Trierfahrten, Studienfahrten) und im Anliegen, ein Verständnis für die Gemeinsamkeit der europäischen Kulturtradition zu vermitteln.
Die in diesen Bereichen gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen möchte ich gerne im Dienste des NAV für den Erhalt und Ausbau der humanistischen Bildung in unserem Bundesland einsetzen.