Agrigent. Foto: Berthold Werner 2012 (Lizensiert unter GPL 1.2)

In der Ausgabe 04/2014 des Forum Classicum sind wir auf das Angebot einer Bildungsreise nach Sizilien aufmerksam gemacht geworden. Ein Reisebericht von Grit Diaz de Arce (Berlin) und Marcus Neumann (Kassel):

Es fanden sich zwölf Teilnehmer verschiedenen Lebensalters, vor allem waren es Klassische Philologen, tätig als Lehrer oder bereits pensioniert, die das erneute Angebot wahrnahmen. Das Programm sowie der begeisterte Reisebericht in der Ausgabe 04/2014 von Frau Ursula Weger (Landshut), aber auch die Neugier, inwiefern eine Bildungsreise für Schülerinnen und Schüler in die Magna Graecia realisierbar wäre, führten schließlich zu unserem Entschluss. Die Präparation der Reise wurde uns durch transparenten Informationsfluss und die freundliche Korrespondenz im Vorfeld erheblich erleichtert. Dies verdanken wir unserer Reiseleiterin, Frau Dr. Moryson-Zannini. Umsichtig, kundig und stets für optimalen Erkenntniszuwachs sorgend, lernten wir sie die Woche über als charmante, feinfühlige Wahlitalienerin mit unverkennbar norddeutschem Witz kennen. Das bedeutet viel, zumal wohl nur ein besonders fein gearbeiteter Schlüssel in das durchaus spezielle Schloss der sizilianischen Mentalität und Sprache passt. Diesen besaß sie, und sie öffnete uns allerlei geheimnisvolle Türen in die lebendige und hohe Kultur der Sizilianer.

Unser Programm entsprach weitestgehend dem Ablauf jener Herbstfahrt von 2014, die Ursula Weger uns verführerisch beschrieben hatte. Wir wundern uns noch immer über das enorme Pensum an Besichtigtem; übrigens erhielten wir jeweils vor Ort eine Führung von archäologisch geschulten Fachleuten bzw. Archäologen. Es waren aber nicht allein die Besichtigungen einzigartiger Artefakte in einer Zeitreise von mehr als 2500 Jahren (natürlich die griechischen Tempel von Agrigent, Selinunte und Segesta, die antiken Theater von Taormina, Syrakus und Segesta, Palast der Normannen mit der Cappella Palatina und der Dom von Monreale etc.), die beindruckten. Eine unerwartet reiche Flora und Fauna (Menschen eingeschlossen) versetzten gleichermaßen in Verzückung. Wir finden in Sizilien einen Ort, auf dem die Kultur dreier Kontinente sich kreuzte, paarte und in deren Nachkommen wunderbar vereint weiterlebt. Dem aufmerksamen Auge wird nicht entgangen sein, wie beispielhaft die Flüchtlinge aus Schwarzafrika aufgenommen werden und gut integriert leben. Und dies bei einer ungleich höheren Armut in der einheimischen Bevölkerung. Immer wieder boten sich Gelegenheiten, der dortigen Bevölkerung zu begegnen. Davon machten einige Teilnehmer unserer Reisegruppe regen Gebrauch – und zu Recht. Denn wir erlebten die Sizilianer stets in schlichter Herzlichkeit und fähig, die weitaus härteren Klippen des dortigen Lebens einigermaßen heiter und in ererbter griechisch-römischer Weisheit zu bezwingen.

Jeder Tag hielt im Übrigen – trotz des ohnehin umfassenden Programms – mindestens eine exzellent gelungene Überraschung bereit, z.B. die Besichtigung der Stadt Modica: auf den Spuren des dort geborenen Literaturnobelpreisträgers Salvatore Quasimodo, dessen Verse auf Tafeln an verschiedenen Orten von Modica zu lesen sind, schließlich der Besuch einer edlen Schokoladenmanufaktur, die uns in ihre(r) Werkstatt blicken und kosten ließ. Ja, es bereitete Frau Moryson sichtlich Vergnügen, uns beinahe permanent in den Zustand staunender Freude zu versetzen. Alle fünf Sinne waren also reichlich versorgt. Dass wir nach reichlichem Zufluss uns auch ausgiebig und vielfältig erholen konnten, verdanken wir nicht zuletzt den äußerst komfortablen Unterkünften in den verschiedenen Hotels. Von den fast zum Symposion gesteigerten abendlichen Gelagen schweigen wir lieber, die Waage tut es allerdings bis jetzt nicht.

Diese Reise, sie bot uns ein Füllhorn an Inspiration, führt uns folgender Einsicht: Die Reise dorthin wird nicht die letzte gewesen sein! Für Schülerreisen allerdings wäre eine kluge Vorauswahl aus der enormen Vielfalt des Vorhandenen, i.e. eine verkürzte Reiseroute, die der jeweils zugrunde liegenden Konzeption angepasst ist, unabdingbar. Je nach Schwerpunkt wären Fächer übergreifende Studienfahrten für Griechisch, Latein, Geschichte, Erdkunde, Kunst und Deutsch nahe liegend.

Frau Weger hatte vorab den Teilnehmern unserer Fahrt gratuliert, wir geben diesen Staffelstab gern weiter an die folgenden Reiseteilnehmer. Unser Dank gilt ebenfalls dem freundlichen, sicher fahrenden Giuseppe, Herrn Bono, dem wir die Gesamtorganisation, die herrlichen Hotels und opulente Festgelage zu verdanken haben, aber vor allem Frau Dr. Moryson-Zannini, die ein wirklicher Glücksfall für alle zukünftigen Reiseteilnehmer bedeuten dürfte.

Grit Diaz de Arce (Berlin) und Marcus Neumann (Kassel)