Der Niedersächsische Altphilologen-Verband lädt ein zum
Vortrag von Prof. Dr. Gernot Müller (Universität Bonn)
am Montag, 12. Mai 2025, um 12:00 Uhr in die Aula der Wilhelm-Raabe-Schule - 30169 Hannover, Langensalzastraße 24 -
über das aktuelle Zentralabiturthema des Faches Latein
Politische Krise und idealer Staat - Ciceros De re publica und der Entwurf einer römischen Staatstheorie.
Die aktuelle Zeiterfahrung erweist sich in vielfältiger Hinsicht als krisenhaft. Ein betroffener Bereich ist die demokratische Ordnung, in der wir leben. Auf der einen Seite verfestigt sich der Eindruck einer substanziellen Reformbedürftigkeit der sie tragenden Institutionen. Auf der anderen wird sie von autoritären Strömungen, die hierzulande und weltweit zunehmenden Zuspruch finden, grundsätzlich infrage gestellt oder als überkommen beurteilt. In diesem Zusammenhang erhält ein Werk der antiken lateinischen Literatur neue Relevanz: Ciceros staatstheoretischer Dialog De re publica, entstanden in der zweiten Hälfte der 50er Jahre des 1. Jh.s v. Chr. unter dem Eindruck des sogenannten ersten Triumvirats, dem Cicero distanziert bis ablehnend gegenüberstand. Infolge der dadurch erzwungenen Beobachterrolle sowie im Angesicht der zunehmenden Dysfunktionalität der republikanischen Strukturen einerseits und der folgenreichen Machtkonzentration auf einige wenige andererseits legt Cicero mit De re publica eine umfangreiche Reflexion über die Bedingungen des idealen Staatswesens im Sinne eines Reformangebots zur Bewältigung der politischen Krise seiner Zeit vor. Dabei setzt er sich mit der entsprechenden philosophischen Tradition und insbesondere mit Platons Politeia auseinander, um darauf eine dezidiert römische Antwort zu geben.
Der Vortrag wird zunächst einen Einblick in Entstehungsbedingungen, Inhalt und Überlieferung von Ciceros De re publica geben. Daraufhin soll auf der Basis seiner dezidierten Abgrenzung von Platons Idealstaat der spezifisch römische Charakter von Ciceros Staatstheorie offengelegt werden. Hierzu wird der Blick neben einschlägigen inhaltlichen Aspekten vor allem auf Gesprächskonstellation und Figurenkonzeption als typische Möglichkeiten der Gattung Dialog gerichtet werden. In einem dritten Schritt soll daran anschließend das Verhältnis von Institution und politischem Akteur als zentrales Spannungsfeld von Ciceros staatstheoretischen Überlegungen angedeutet werden. Dies wird Gelegenheit geben, De re publica in Ciceros Œuvre der 50er Jahre einzupassen. Ein Ausblick soll schließlich im Sinne eines Diskussionsanstoßes die Brücke zurück zur eingangs angedeuteten politischen Krise der Gegenwart schlagen.
Wir freuen uns über zahlreiche Anmeldungen als Gruppen oder als einzelne Interessierte und bitten als Planungsgrundlage um Anmeldung der Gruppen oder von Einzelteilnehmern unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.